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Internationale Jugendbegegnung Teil 2:  „Lasst die Spiele beginnen“

2. Teil der Internationalen Jugendbegegnung „Lasst die Spiele beginnen“ war ein voller Erfolg!

Was bedeutet Inklusion? Wie wird Inklusion im Alltag erlebt?

Diesem großen Thema stellten sich zum 2. Mal Kinder und Jugendliche aus Deutschland und der Türkei. Bereits im August hatte es ein 10tägiges Treffen im Lidice-Haus in Bremen gegeben, das nun vom 12. – 21.10.2023 in Izmir fortgesetzt wurde.

Zara Cemile Tolan, Geschäftsbereichsleitung Jugendförderung bei Petri & Eichen, Diakonische Kinder- und Jugendhilfe gGmbH und verantwortliche Koordinatorin dieses Projektes in Deutschland, berichtet begeistert von diesem Aufenthalt. Sie schwärmt von den Kindern und Jugendlichen und wenn man ihr so zuhört, wäre man selbst gerne dabei gewesen. Je 15 Teilnehmer*innen – mit und ohne Beeinträchtigung - plus 5 pädagogische Fachkräfte aus beiden Ländern nahmen an diesem inklusiven Bildungsprogramm teil. Finanziert wurde es durch Erasmus+ und weiteren Spender*innen wie die Schnakenberg Stiftung, die Deutsch-Türkische Jugendbrücke sowie die Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport. Ziel dieses Projektes, dass unter dem Titel "Let the Games Begin - Lasst Die Spiele Beginnen - Oyunlar Başlasın - bila lîstik dest pê bikin“ firmierte, war, Inklusion in allen Bereichen des Lebens (Schule, Beruf, Familie, Gesellschaft) versteh- und erlebbar zu machen.

Der besondere Fokus richtete sich jedoch u.a. auf Methoden, Spiele inklusiv zu gestalten, um allen Menschen – unabhängig ihrer eventuellen Beeinträchtigung – eine Teilhabe zu ermöglichen. Um diesem Ziel Step by Step näher zu kommen, gab es für die Kinder- und Jugendlichen reichlich fachlichen Input:

Was ist die Definition von Inklusion? Warum gibt es Barrieren? Geht Inklusion jeden etwas an?

Weitere Schwerpunkte waren die Vermittlung von theaterpädagogischen Ansätzen sowie die Beschäftigung mit digitalen Tools als Vorbereitung für die praktische Umsetzung. Danach ging es in Kleingruppen weiter. Erlebnispädagogische Spiele und Theaterstücke bildeten die Grundlage für Kurzfilme, die am Ende allen Beteiligten zur Reflektion vorgestellt wurden. Als Beispiel für ein erlebnispädagogische Spiel ist das Blindenmemory zu nennen, bei dem die Teilnehmer*innen nur mit Hilfe ihres Tastsinns die jeweils richtigen Paare zuordnen konnten.  Im Theaterstück „Bus“ (hintereinander aufgestellte Stühle) wurde sicht- und fühlbar dargestellt, wenn Menschen mit Beeinträchtigung zusteigen und niemand ihnen einen Platz anbietet. Um die Kinder und Jugendlichen nicht zu überfordern, gab es zwischendurch viele Spiele und Aktionen. Und immer wieder Zwischenreflexionen, um das Erlebte zu besprechen und zu verarbeiten.

Doch was lernt man durch diese außerschulische Bildungsarbeit? Neben den digitalen und fachlichen Tutorials vor allem, was Inklusion bedeutet: „Das nämlich alle Menschen so gesehen und angenommen werden sollten, wie sie sind. Ohne Vorbehalte, mit all ihren Stärken und Schwächen“, sagt Zara Cemile Tolan mit Nachdruck. Für die jungen Menschen war es ein hautnahes Erleben, was es bedeutet, Rücksicht zu nehmen oder wie es sich anfühlt, wenn andere Unterstützung benötigen. Denn oft war es notwendig, das geplante Tagesprogramm dem Tempo aller Teilnehmer*innen anzupassen.

Natürlich gab es auch das ein oder andere Hindernis zu überwinden. Aber unter dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“ wurden z.B. Sprachbarrieren (Deutsch, Kurdisch, Türkisch, Englisch) mit Hilfe von Gebärden- oder Bildsprache überwunden. Das machte Mut.

Ein besonders eindrückliches Erlebnis stellte der Besuch einer inklusiven ambulanten Wohngruppe dar, die die Gäste zum gemeinsamen Tanzen einlud. Und auch eine Einladung in das Rathaus von Izmir stand auf dem Programm stand, was alle beeindruckte. Zum Ende der Reise gab es für alle Teilnehmenden noch eine große gemeinsame Abschiedsrunde, in der die Kinder- und Jugendlichen das Erlebte reflektieren sollten. Mit der Frage: „Was nimmst du mit zurück in deinen Koffer?“, wurden die vielfältigen Eindrücke zusammengefasst:

„Ich nehme einen Stein mit, der mich an den Strand und an diese tolle Gruppe erinnert“, „Gleichberechtigung für alle“, „Achtsamkeit & Verständnis“, „Ich habe Freunde gefunden“, „Inklusion in allen Bereichen“, „Ich habe viel gelernt (digitale Tool, Erlebnis- und Theaterpädagogik) spiegeln nur einige Rückmeldungen wider. Das der Abschied nach solch einer intensiven Begegnung schwerfiel, versteht sich von selbst. Es flossen reichlich Tränen, Freundschaften wurden geschlossen. Ein besonderes Bonbon dieser Bildungsreise sollte nicht unerwähnt bleiben: 3 junge Menschen werden mit der Jugendleiterausbildung beginnen. Was für ein Gewinn!

Text: Elke Barkhoff